Der Roman »Jahrestage« von Uwe Johnson ist eines der Meisterwerke der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts. Er umfasst einerseits ein Jahr im Leben seiner Protagonistin Gesine Cresspahl vom 21. August 1967 bis zum 20. August 1968, andererseits mehr als 35 Jahre deutscher Geschichte vom Anfang der 30er-Jahre des 20. Jahrhunderts an. Denn in dem einem Jahr, das die beinahe 1.900 Seiten des Romans beschreiben, erzählt Gesine Cresspahl ihr Leben ihrer Tochter Marie, beginnend mit dem Kennenlernen von Maries Großeltern über die Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft bis hinein in die Nachkriegszeit und Gesines Schulzeit im sozialistischen Mecklenburg und weiter.
Viele Leser schrecken vor dieser umfangreichen und stilistisch anspruchsvollen Romanwelt zurück, in die man sich erst über viele Seiten hinweg einlesen muss. Für alle diejenigen, die bislang nicht in das Buch hineingefunden haben, hat Margarethe von Trotta im Jahr 2000 das Wagnis unternommen, diesen Jahrhundertroman in einen Film umzusetzen. Er wurde mit 4 Episoden von je 90 Minuten für die ARD produziert, und es ist mit ihm das Kunststück gelungen, den Geist der Johnsonschen Welt in ein anderes Medium zu transportieren. Das ist nicht zuletzt den großartigen schauspielerischen Leistungen zu danken: In erster Linie natürlich Suzanne von Borsody als Gesine Cresspahl, aber ebenso der jungen Marie Helen Dehorn als ihre Tochter Marie, Matthias Habich als Gesines Vater Heinrich und Axel Milberg als Dietrich Erichson.
Ein Film für Leser, der neugierig auf das Buch macht und einen Einstieg in die Welt des Romans vermitteln kann.
»Jahrestage«. Deutschland, 2000. 2 DVDs, absolut Medien – arte Edition. Länge: ca. 360 Minuten. Sprache: Deutsch. FSK: ab 12 Jahre. Preis: ca. € 24,-.